FJDynamics AT2 vs. FieldBee PowerSteer

FJDynamics AT2 vs. FieldBee PowerSteer

Wer macht das Rennen - der Platzhirsch aus China oder das System aus der Ukraine? 

Wir prüften 4 Faktoren, auf die es für Landwirte wirklich ankommt 

Stand: 30.07.2025 

Das Lenksystem von FJDynamics hat sich in seiner zweiten Generation ("AT2") einen Namen als Preis-Leistungs-Führer gemacht. Der Wettbewerber von FieldBee der neusten Generation, mit dem Namenszusatz "PowerSteer", liegt preislich in der gleichen Liga. Aber bringt FieldBee auch eine vergleichbare Leistung? 

Bei unseren Recherchen hat sich schnell gezeigt, dass die im Web verfügbaren ad-hoc Informationen oft nur die Angaben des Herstellermarketings übernehmen. Wir haben deshalb tiefer geschürft und über 20 Test-Videos gesichtet und mehrere kostenpflichtige Testberichte aus Fachportalen heruntergeladen. Wir analysierten hierbei jeweils das System mit Lenkradmotor. Letztlich haben wir über 4 Faktoren bewertet, wer das Rennen macht:  
  1. Genauigkeit und Bedienbarkeit 
  2. Einfachheit der Installation 
  3. Kompatibilität mit Schleppermodellen 
  4. Kosten und Folgekosten 
Das Ergebnis ist denkbar knapp und wer Sieger ist, hängt von den Wünschen ans System ab. Erfahre jetzt alle Fakten. 

Genauigkeit und Bedienbarkeit  

Beim AT2 von FJD loben Tester den Motor als leise und kräftig. Das Spurhalten funktioniert im flachen Gebiet im gesamten vom Hersteller angegebenen Geschwindigkeitsbereich von 0,1-26 km/h mit der versprochenen Genauigkeit von 2,5 cm. In Hanglagen bleibt das System ebenfalls in der Spur. Bei Nachtarbeit ist kein Drift spürbar. Bei RTK‑Ausfall greift das Fallback EGNOS erfolgreich. 

Bei FJD fällt zudem auf, dass Fachforen und Tester unisono loben, dass der Hersteller die Software fortlaufend kostenfrei updated, wodurch sich die Funktion ständig nochmals stabilisiert und verbessert. 

Die Bedienung des FJDynamics ist intuitiv und die symbolgestützten Navigationspunkte im Display sind leicht verständlich. Beispielsweise wird die bearbeitete Ackerfläche im Display visuell dokumentiert: in blau bei aktivierter Lenkung und bei deaktivierter Lenkung in gelb. So behält man über die visuellen Aufzeichnungen den Arbeitsfortschritt übersichtlich im Blick.  
"Das System von FJDynamics bleibt auch in speziellen Einsatzbedingungen - von Nachtarbeit bis Hanglage - voll präzise"
Die Anzeige der wichtigsten Leistungskennzahlen ist bei der Arbeit mit dem FJD vollständig und so, wie man es erwartet (Spurnummer, aktuelle RTK-Abweichung, Flächengröße, noch zu bearbeitende Fläche sowie Flächenleistung und Geschwindigkeit).  

Von Verbindungsabbrüche liest man beim FJD selten und wenn nur kurzzeitig unter Bäumen. Die automatischen Wendemanöwer funktionieren und Pfade können leicht geplant und abgefahren werden. 

Als kleiner Kritikpunkt - da sind sich offenbar alle Tester einig - bleibt beim FJD,  dass die Deaktivierung der automatischen Lenkung über einen Eingriff ins Lenkrad nicht flüssig funktioniert bzw. vom System nicht schnell genug erkannt wird. Hier hilft also weiterhin nur die vorherige Deaktivierung des Autosteering über das Panel.

Auch FieldBee hat sein System im Laufe der Zeit immer weiterentwickelt und mit jedem neueren Testbericht lässt sich dank der Softwareupdates ein erneuter Fortschritt bestätigen.  

Die RTK Genauigkeit wird, wie bei seinem Wettbewerber, im Tablet jederzeit im Betrieb angezeigt und man kann schön beobachten, wie sich nach der Kalibrierung das System einpendelt. Beim Studium der Testvideos zeigt sich klar, dass - bei korrekter Installation - FieldBee die versprochenen +/- 2 cm absolut erreicht.  

Korrekturdienste lassen sich bei FieldBee einfach finden und anbinden. Gleiches gilt für das Einlesen der Feldgrenzen. Die üblichen Navigationsmuster lassen sich auch mit dem FieldBee problemlos anwählen und auf dem Feld fahren. Wie sein Wettbewerber, hält auch FieldBee all wichtigen Kennzahlen - von RTK-Abweichung bis Geschwindigkeit - an der Unterseite des Tablets jederzeit übersichtlich im Blickfeld. 

Verbesserungsbedarf melden die Tester des FieldBee dahingehend, dass nur eine Spur pro Fläche gespeichert werden kann und sich die Spuren nicht so flexibel verschieben lassen, wie bei anderen Lenksystemen.

Die Möglichkeit des Eingreifens in die Lenkung ist bei FieldBee als Pluspunkt auf der Liste und funktioniert in der neusten Version problemlos.  

Um nun wirklich fair zu bewerten, wie FieldBee in Grenzsituation arbeitet, brauchte es ein besonders tiefes Eintauchen in Foren, da selbst die Testvideos auf Youtube hierzu entweder oberflächlich bleiben oder vom Hersteller gesponsorte Versionen sind. Insgesamt werden mit jedem Jahr und weiteren Softwareupdates die Nutzerkommentare in den Foren zum Thema Grenzsituation beim FieldBee (Hanglage, Nachtarbeit usw.) positiver. Aber den 100% eindeutigen Beleg für perfekte Spur auch bei Nacht und starker Hanglage, haben wir trotz mehrstündiger Recherche bei FieldBee nicht gefunden. Bei dem FJDynamics gibt es hingegen - vermutlich durch die noch stärkere Verbreitung des Kits - mehr und eindeutigere Nachweise, dass das System in Grenzsituationen stabil in der Spur bleibt.  

Unterm Strich: Beide Systeme sind dank ausgereifter Software mittlerweile sehr präzise und auch intuitiv zu bedienen. Wer bei wechselnden Hanglagen und Nachtarbeit absolute Spurtreue braucht, kann mit dem AT2 von FJD auf noch eindeutigere Nachweise im Web bauen, dass dies auch in der Praxis gelingt. 

Einfachheit der Installation

Das montagefertige System von FJDynamics besteht aus Terminal, GNSS Empfänger, Lenkwinkelsensor, Lenkrad mit integriertem Motor sowie den nötigen Adaptern und Verkabelungen. Die Fachwerkstatt kalkuliert für den Einbau einen Tag. Wer in Eigenregie arbeitet, findet mittlerweile sehr gute Tutorials auf Youtube in beinahe jeder Sprachversion. 

Die Installation der Hardware läuft laut Nutzerberichten in (beinahe) allen Schritten problemlos, weswegen wir auf Einzelschritte nicht tiefer eingehen. Als einzige Hürde wird lediglich die Montage der Verdrehsicherung des Lenkradmotors bei moderneren Schleppern notiert. Die Anbauteile funktionieren zwar bei rustikalen Lenksäulen gut - bei vollständig abgedeckten Lenksäulen muss als Lösung aber entweder die Verkleidung entfernt werden oder die Landwirte helfen sich mit Eigenbauten für die Halterung. 

Die Einrichtung der Software ist im neusten Stand - dank der zahlreichen Verbesserungen über die Jahre - selbsterklärend. Für den Betrieb können alle gängigen Korrektursignale genutzt werden, die im Internet verfügbar sind. Für präzise Funktion ist übrigens besonders wichtig, dass die Position der Antenne auf dem Dach wirklich exakt im System eingegeben wird. Teilweise werden noch die maschinellen Übersetzungen in die jeweiligen Sprachen als holprig bemängelt. Aber alles in allem ist der Konfigurationsprozess verständlich.

Das FJD System kann sich die Position der Antenne für mehrere Traktoren merken. Der eigentliche Kalibrierungsprozess ist einfach und geschieht selbsständig durch das System beim Fahren auf ebenem Untergrund. 
"Beide Systeme sind in unter einem Tag komplett installiert - bei beiden kann die Montage der Verdrehsicherung knifflig sein" 
Das FieldBee bringt mit: Ein All-in-One-Steuergerät, ein sogenanntes "PowerWheel" inklusive Adapter für die Lenksäule, die Antenne, ein android-basiertes Tablet oder Smartphone mit der entsprechenden App sowie Montage-Material.  

Die Installation des FieldBee PowerSteer geht mit technischem Grundverständnis ebenfalls schnell voran und braucht in den Tests je nach Erfahrung 4 Stunden bis zu einem Tag. Darin ist dann ebenfalls alles enthalten - inklusive Installation des Kabelbaums, die am meisten Zeit frisst, und das Kalibrieren des Systems am Ende.  

Bei dem System von FieldBee zeigt sich der gleiche Knackpunkt wie bei dem Wettbewerber bei der Installation der Verdrehsicherung: Auch hier muss man Anschläge ans Armaturenbrett anpassen. 

Auch für FieldBee gilt, dass man hervorragend Videos im Netz für die Installation findet. Die FieldBee Software führt den Nutzer zudem eigenständig und flüssig durch die nötigen Schritte.  

In Summe erarbeitet sich in punkto Installation keines der beiden Lenksysteme einen Wettbewerbsvorteil. 

Kompatibilität mit Schleppermodellen  

Bei FJDynamics zeigte unsere Recherche: Mit einer präzisen Checkliste lässt sich innerhalb Minuten prüfen, ob das System auf den Schlepper passen wird oder nicht. Die wichtigsten Punkte sind:  
  • Die Nabenadapter müssen auf die Lenksäule passen. Die mitgelieferten Adapter passen in etwa 90% der Fälle und wenn es nicht passt, liefert der Händler über den Hersteller den passenden Adapter nach (dies haben wir direkt über den Hersteller nochmals bestätigt). Nur bei sehr alten Traktoren < Bj. 1980 kann es mal sein, dass selbst der Hersteller den Adapter nicht hat
  • Lenkrad-Freiraum prüfen: als Faustregel gilt: Zwischen der Unterseite des Serienlenkrads und dem Armaturenbrett sollten mindestens 55 mm Freiraum sein, sonst hat der AT2-Motorblock nicht genügend Platz
  • Auf dem Kabinendach braucht es 30 x 30 cm flache Fläche für den GNSS-Empfänger. Und die Kabelführung (∅ 20 mm) muss möglich sein
  • Steuerbox und Tablet‑Halter müssen irgendwo hin. Bei sehr großer Beengtheit, wie in engen Obstbau‑Kabs, fehlt schlicht Platz. Normalerweise aber ausreichend Platz vorhanden
  • Bei Sonderlenkung (Joystick) ist das System natürlich auch nicht installierbar 

    Für FieldBee gilt fast das Gleiche wie zuvor für FJD genannt. Einziger Unterschied: Zwischen Armaturenbrett und Unterseite des Serienrads müssen realistisch ≥ 65-70 mm frei sein (also etwas mehr als bei FJB). Damit erarbeitet sich FJD einen marginalen Vorteil vor seinem Wettbewerber in kleinen "Grenzkabinen" (sofern man nicht das Amaturenbrett etwas zurücklegen will oder kann).

    Bei der großen Masse der Traktoren (sehr alte und sehr kleine Modelle ausgenommen) passen also beide Systeme gleichermaßen.  

    Kosten und Folgekosten  

    Beide Nachrüstkits bewegen sich preislich in vergleichbaren Bereichen. FieldBee bietet einen sehr günstigen Einstieg ab rund 4.000 € netto für alle Komponenten des Kits.  

    FJDynamics AT2 rangiert durchschnittlich um die 4.500 € netto für das Basissystem (also insbesondere ohne das größere Tablet bei der großen Variante "Max"). Auffällig ist, dass FJDynamics über eine größere Bandbreite an Vertriebspartnern wie Technikbörsen oder freie Shops vermarktet wird, was Rabatte ermöglicht, und die Spanne möglicher Preise vergrößert. Dadurch lohnt sich hier die Preisrecherche und Verhandlung. FieldBee hingegen wird vor allem direkt oder über spezialisierte Plattformen verkauft. 
    "Der Preis macht bei FJD vs. FieldBee nicht den großen Unterschied" 
    FJDynamics punktet durch ein vergleichsweise nutzerfreundliches Lizenzmodell: Softwareupdates und RTK-Funktionalität sind ab Werk freigeschaltet, sodass keine laufenden Abonnements nötig sind. Zubehör, wie Zusatzdisplays oder Fernbedienung und Ersatzteile nach der Gewährleistungszeit sind zusätzlich zu vergüten. Ein eventueller Austausch des Lenkmotors - z. B. bei Verschleiß - dürfte sich, je nach Händler, im Bereich von 800 € bis 1.200 € bewegen. 

    FieldBee verfolgt ein stärker softwaregetriebenes Geschäftsmodell. Während die Hardware günstig ist, entstehen bei Nutzung der FieldBee-App in der Pro-Version jährliche Kosten von ca. 120 € (je nach Funktionsumfang). Auch die RTK-Korrektur kann, wenn nicht über eine eigene Basisstation gelöst, zusätzliche Gebühren verursachen. Die Pro-Version der App bietet jedoch auch Vorteile wie Cloud-Synchronisation, Feldmanagement und Fernsupport. Der Austausch eines Lenkmotors wird mit rund 1.000 € kalkuliert.  

    In Summe sind beide Systeme ähnlich preiswert, so dass der Preisunterschiede hier nicht zum "Game-Changer" werden, die Entscheidung für das eine oder andere System wird eher durch die Funktionen getrieben. 

    Fazit 

    Das Rennen hätte knapper nicht ausgehen können. Am Ende sind die Leistungsunterschiede zwischen FJDynamics AT2 und FieldBee Power Steer zwar vorhanden, aber minimal. Beiden Systemen kann man mit bestem Gewissen ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis attestieren. Wer Spurtreue in Hanglagen entscheidend findet, mag FJD priorisieren. Wer eine schnelle eigenständige Reaktion des Systems auf Eingriffe ins Lenkrad wünscht, könnte sich mit FieldBee besser aufgehoben fühlen. Wer wiederum Sympathiepunkte für die Planungssicherheit vergibt, könnte FJD bevorzugen, weil keine laufenden Kosten für Softwareabos mehr zu berücksichtigen sind.

    Am Ende entscheiden also Individualpräferenzen bei der Auswahl von einem dieser starken Lenksysteme.


    Autor: Alexander Teepe


     
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